Wie das hüpfende i in unser Logo kam

Blumenwiese, Picknick, Menschen, Nachhaltigkeit, farbenfroh, fröhlich
Foto: Cuyahoga, Quelle: Pixapay, CC0

Morgen ist wieder mal Betriebsausflug. Langweilig! Immer alles gleich, jedes Jahr der selbe Trott. Den Weg kenne ich mittlerweile im Schlaf. He, Kollege, nicht so knapp, bleib mir vom Leib, ich kann mich ja gar nicht bewegen. Warum ist die Welt eigentlich grau in grau, warum ist alles gedämpft, warum riecht man nichts?

 

Vorne geht er, der große Leitwolf. Auch grau. Bestimmt den Weg, das Ziel. Als ob wir keine eigenen Ideen hätten. Aber so ist es halt mal, so war es immer, so wird es immer sein. Love it or leave it, nicht wahr?

Was ist das, dort, vor uns? Ein i! Stellt sich uns in den Weg, hält einen Spiegel in der Hand. Ich kann uns sehen. Aber nicht nur uns, da gibt es ja noch viel mehr zu sehen. Laufende Kinder, Menschen auf Decken in der Wiese, Picknick, Drehorgel, Schmetterlinge.

 

Was möchte das i von mir? Greift sich an Ohren, Augen und Nase, deutet mir, es ihm gleich zu tun. Warum? Ich schüttle den Kopf, das will ich nicht. Das i gibt nicht auf. Also gut, tu ich ihm halt den Gefallen, greif ich an meine Ohren. Was ist das? Kopfhörer?! Auf meiner Nase sitzt eine Wäscheklammer, auf meinen Augen Scheuklappen. Weg damit!

 

Wooooooow, Geräusche, Gerüche, Farben überall. Kinder lachen, Menschen plaudern, die Sonne scheint. Die Wiese leuchtet in sattem Grün, der Himmel erstrahlt in kräftigem Blau, und diese Mohnblumen, ach wie herrlich rot sie sind. Die Welt ist gar nicht grau. Wie gut es hier riecht, würzig und süß.

 

Dort kommt jemand auf mich zu, was will sie von mir? Ich soll mitgehen, in die Wiese. Aber wie? Das kann ich nicht, dort kenne ich mich nicht aus! Was, wenn ich in ein Loch trete? Das i nimmt mich an der Hand und begleitet mich. Viele Menschen sind auf der Wiese, sie sehen glücklich aus, als ob sie schweben würden.

 

Wir setzen uns auf die rot-schwarz karierte Picknickdecke. Ich bekomme zu essen, was ist das? Bei uns gibt es jeden Tag Schnitzel. Kichererbsen? Falafel? Vorsichtig koste ich davon. Hmmm, schmeckt köstlich. Darf ich meinen Kolleginnen, meinen Freunden auch zu kosten geben? Ja, das sind die dort hinten, am ausgetretenen Pfad. Mitbringen soll ich sie? Gut, danke, ich bin gleich wieder da!

 

Kollegen, Freundinnen, nehmt die Scheuklappen ab, die Kopfhörer, die Nasenklammern! Die Welt ist bunt, die Sonne scheint. Kommt mit mir auf die Wiese. Keine Sorge, alles wird gut, das i hat mir gezeigt, wie es geht. Die Leute dort sind freundlich, haben mich zum Essen eingeladen. Ihr sollt auch kommen, sie wollen euch kennenlernen, wenn ihr wollt. Ja, geht überall hin, mischt euch unter die anderen.

 

Wir hatten fast vergessen, wie bunt die Welt ist. Wir hatten fast vergessen, wie schön es ist, auf der Wiese zu sitzen. Danke, i.

Dieser experimentelle Text wurde von Michael Bauer-Leeb im Zuge eines Storytelling-Seminars von Bettina Fürlinger erstellt.

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