Novomatic und das Dilemma der CSR-ExpertInnen

Quelle: http://www.novomaticuk.com/upload/image/original/15103.jpg
Quelle: http://www.novomaticuk.com/upload/image/original/15103.jpg

Am Beispiel Novomatic zeigt sich wunderbar, in welchem Dilemma wir CSR ExpertInnen immer wieder mal stecken. Seit den ersten Tagen unserer Ausbildung diskutieren wir darüber, was CSR ist. Echtes, ernst gemeintes Engagement für eine bessere Wirtschaft, oder doch nur gewinnbringendes Greenwashing?
Helfen wir den Konzernen dabei, ihre Profite zu behübschen? Oder schaffen wir echte Veränderung, die einen gesellschaftlichen Nutzen hervorbringt?

 

Es ist wohl von beidem etwas dabei. Je nach Unternehmen und je nach Commitment und Agenda der Geschäftsleitung. Ich glaube, Novomatic regt  deshalb auf, weil es sich weit oben auf einer intuitiven Liste  "böser" Unternehmen  befindet. Wie man es auch dreht und wendet, man findet nichts Gutes am Kerngeschäft.

Vielleicht früher noch, in Vor-Novomatic-Zeiten, als es zwei gemütliche Casinos in Wien und Baden gab. Es war ein seltenes, bürgerliches Vergnügen, dorthin zu gehen, üblicherweise zum 21. Geburtstag. Doch was so antiquiert und mit guten Erinnerungen an lustige Abende bei den Casinos Austria verbunden ist, hat wenig mit dem ist Technologiekonzern Novomatic zu tun. 2,3 Milliarden Umsatz! Da lässt sich nichts beschönigen. Da kommt man schnell zu dem Schluss: Das ist verwerflich. Weil es unserem moralischen Anspruch nicht genügt - das Bild des ehrbaren Kaufmanns ist doch tief in uns verankert. Weil das Kerngeschäft nie ein positives sein kann, weil die Familien der Spielsüchtigen leiden, weil so viel Geld auch viel Macht bedeutet, und die ist potentiell immer gefährlich.

Der Nutzen für die Gesellschaft? Fraglich! Unsere Rolle als CSR ExpertInnen dabei?  Sehr professionelle CSR, aber bestenfalls ein Abfedern negativer Auswirkungen. Ein Weiterentwickeln des Kerngeschäfts hin zu positiven Auswirkungen, etwa im Sinne der Sustainable Development Goals,  scheint schwer  vorstellbar.

Jede/r Nachhaltigkeitsverantwortliche tut gut daran, eine Balance zwischen Emotion und Professionalität zu finden. Etwa um zu entscheiden, welchen Anspruch er/sie an Aufgaben und Möglichkeiten von CSR hat. Und wem oder was er/sie mit seiner/ihrer Profession dienen will. So wie übrigens jede/r andere der über 25.000 Mitarbeitenden bei Novomatic auch.

Auch wir müssen uns mit jedem Auftrag dieser Frage stellen und nicht immer erkennen wir das Dilemma  so leicht, wie beim "Fall Novomatic". Die Eingangsfrage haben wir aber längst beantwortet: Ernst gemeinte CSR nimmt die ganze Organisation ins Visier und entwickelt Strategien, um negative Auswirkungen zu beseitigen und positive zu verstärken. Auch wenn das manchmal ein langer und mühsamer Weg ist.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Karina (Montag, 19 März 2018 10:21)

    Danke für diese informativen und selbstkritischen Zeilen. Es ist so wohltuend, vielschichtige Überlegungen zu lesen/hören, in diesen tendenziell schwarzweissen Zeiten...